Die interessantesten Fakten zu Harley-Davidson
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Andere Motorräder mögen für mehr Leistung oder Ökonomie stehen. Harley-Davidson steht für ein Lebensgefühl. Kein anderes Bike hat einen derartigen Wiedererkennungswert wie die Hogs aus Milwaukee – oder einen nach der Marke benannten Film wie “Harley Davidson und der Marlboro Mann”.
Aus der Filmgeschichte waren die Maschinen schon lange vor dem 1991 in die Kinos gekommenen Streifen nicht wegzudenken. Mit dem 1969 veröffentlichten Kultklassiker “Easy Rider” mit Dennis Hopper und Peter Fonda wurden Harleys Chopper zum Symbol von Freiheit, Hippie-Leben und der schier endlos erscheinen Route 66.
Vierzig Jahre später trat Dennis Hopper erneut neben einem Harley-Davidson Chopper auf. Diesmal teilten sich die Darsteller in “Hell Ride” unter anderem die Leinwand mit einem Shovelhead Chopper. Der in schwarz, rot und weiß gehaltene Look machte die Maschine sofort zum Blickfang.
Harley-Davidson und Thriller oder Actionfilmen passen dabei perfekt zusammen. Ob nun Arnold Schwarzenegger in “Terminator 2” auf der Fat Boy über die Leinwand raste, Bruce Willis in “Pulp Fiction” auf der FXR Super Glide um sein Leben fuhr oder Supermutant Wolverine in “X-Men Origins” auf einer Panhead FLH davon brauste – die Motorräder waren und sind nie nur bloße Requisiten. Selbst wenn sie für Verfolgungsszenen wie in “Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels” dienten, bleiben sie genauso im Gedächtnis haften wie Indy und sein jüngst entdeckter Sohn.
Doch auch außerhalb der USA konnten viele Stars sich dem Harley-Davidson-Gefühl nicht entziehen. Die französische Schauspielerin Brigitte Bardot war eine Anhängerin der Hogs. 1968 schrieb Serge Gainsbourg ein Lied für die zum Sexsymbol gewordene Bardot, die auch als Sängerin in ihrer Heimat Erfolge erzielte. In “Harley-Davidson” sang sie von Freiheit und Unabhängigkeit – alles, wofür die Marke stand und steht. Dass sie im knappsten Ledermini mit einem Chopper posierte, fing das Lebensgefühl genauso ein wie die “Easy Rider” mit ihren fransenverzierten Lederjacken.
Etwas, womit Harleys hingegen nur selten in Verbindung gebracht werden, sind Motorradrennen. Dabei können sie auch hier auf beachtliche Erfolge zurückblicken, obwohl sie eher selten zu den Favoriten bei Sportwetten gehört hätten. Den ersten Sieg verzeichneten die Konstrukteure William S. Harley und Arthur Davidson, die 1907 gemeinsam mit Arthurs Bruder Walter die Harley-Davidson Motor Company in Milwaukee gegründet hatten, bereits mit ihrem ersten Modell, dem 1903 gebauten “Silent Grey Fellow”. Der war im Grunde nichts weiter als ein Fahrrad mit einer einfachen Brennkammer als Hilfsmotor. Doch für Walter Davidson genügte das, um 1908 das Langstreckenrennen von New York zu gewinnen. Schon ein Jahr später entwickelten Harley und Davidson ihr erstes Motorrad mit zwei Brennkammern – ihr klassisches Modell mit Zweizylinder-Motor war geboren. Die beiden Zylinder wurden deutlich sichtbar in einem 45 Grad Winkel zueinander angeordnet. Das Aussehen hat sich bis heute kaum verändert, obwohl es seit 2002 außer der luftgekühlten auch eine wassergekühlte Variante gibt.
Das ursprüngliche Zwei-PS-Motorrad wurde schon bald vom ersten Harley-Werksteam um Renningenieur William Ottaway auf die Pisten gebracht. Die Piloten hatten ab 1914 die Wahl zwischen starken, aber anfälligen 1000-Kubikzentimeter großen Vierventil-V2-Motoren, die bis auf 180 Stundenkilometer kamen, oder zuverlässigeren herkömmlichen wechselgesteuerten Motoren. In beiden Varianten gelang es dem “Wrecking Crew” genannten Werksteam, die Motorräder von Indian, Excelsior und Thor auf der Strecke zu lassen. Erst in den 1920er Jahren, als Harley-Davidson auf den Werkseinsatz verzichtete und Privatrennfahrer in einzylindrigen “Peashootern” um den Sieg fahren ließ, erholten sich die anderen Marken wieder.
In Europa, wo die allerersten Harleys 1910 ankamen, wurde der Aachener Feinkosthändler Paul Weyres zum Motorradstar. Er unterschrieb 1930 einen Vertrag in Milwaukee. In rund 400 Rennen vor dem Zweiten Weltkrieg brachte er es auf mehr als 100 Siege.
In den USA wurde zur gleichen Zeit Joe Petrali zum Star auf dem Motorrad. Mit seinen Harleys holte er Sieg um Sieg, egal, ob es im Hillclimbing, auf dem Speedway, dem Dirttrack oder bei den US-TT-Races war. Die Bikes waren international begehrt. Der erste Harley-Club wurde 1928 gegründet, und zwar weit weg von den USA, in Tschechien. Nach dem Krieg dauerte es einige Zeit, ehe sich die großen Erfolge wieder einstellten. Dafür wurde in den 70er Jahren der Italiener Walter Villa zur Sportlegende, als er mit den Zweizylinder-Zweitaktern zwischen 1974 und 1976 vier Weltmeistertitel in der 250er- und 350er-Klasse holte.
Die Chopper, die mehr noch als jedes andere Modell das Image von Harley-Davidson geprägt haben, waren allerdings eher fürs bequeme Fahren gedacht. Dieser Idee haben sie auch ihr Design zu verdanken. Die ersten Chopper wurden schlicht und einfach von ihren Besitzern auseinandergeschraubt und mit verlängerten Lenkgabeln und breiten Ledersitzen mit Sitzlehne wieder zusammengebaut. Das Ergebnis war Ende der 1960er Jahre ein Imagewechsel weg vom Nutzfahrzeug und hin zum Kultbike, das dank “Easy Rider” weltweit ein Harley-Davidson-Fieber auslöste.
Der größte Markt für die Motorräder sind noch immer die USA, gefolgt von Europa. Rund 140.500 Exemplare wurden allein im ersten Halbjahr 2022 weltweit verkauft. Fast 120 Jahre, nachdem William S. Harley und Arthur Davidson ihre drei ersten Bikes aus der Scheune rollten, ist das ein Beweis für die Dauerhaftigkeit ihres Designs und der Langlebigkeit der Legende. Harley-Davidson ist und bleibt ein Lebensgefühl.