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Ist Motorradrennenfahren ein Sport?

Unterschiede zwischen klassischem und motorisiertem Wettkampf

(c) Harley-Davidson auf Unsplash

Immer wieder bricht unter Sportfans eine hitzige Diskussion aus: Was gilt eigentlich als Sport? Lange Zeit stand dabei die körperliche Belastung im Vordergrund. Sport bedeutete, die Muskeln anzustrengen, zu schwitzen und durch eine physische Überlegenheit zu gewinnen. Mit modernen Formen wie motorisiertem Sport, Denksport und eSports wurde jedoch bald die Frage aufgeworfen, ob es nur Sport ist, wenn es körperlich anstrengend ist. Wir sehen uns das Thema genauer an!

Körperliche Leistung im Wettkampf

Die meisten Sportarten bringen Athleten ins Schwitzen. Wenn zwei professionelle Mannschaften im Fußball aufeinandertreffen, laufen die Spieler zwischen zehn und elf Kilometer pro Spiel. Ein Basketballer muss dribbeln, springen, schnelle Ausweichmanöver durchführen und ist dabei die gesamte Spielzeit in Bewegung. Die körperliche Leistung steht dabei klar im Vordergrund, auch wenn die Taktik im Spiel natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle spielt.

Die körperliche Leistung von Spielern macht nicht nur ihren Marktwert auf dem Transfermarkt aus, sondern bestimmt die Erfolgschancen eines ganzen Teams. Wer etwa im Football brillieren möchte, benötigt die nötige Statur und Kraft dazu. Nur so können die harten Tackles überstanden werden. Schon bei der Analyse der Teams werden die einzelnen Spieler deshalb nach ihrer physischen Konstitution bewertet.

Wer die Saison gewinnt, wird bei großen Turnieren oftmals im Voraus prophezeit. So findet man bereits Monate vor dem Superbowl in den NFL Wettquoten Tendenzen dazu, wer den wichtigsten Wettkampf im internationalen Football gewinnen könnte. Die Experten ziehen für ihre Einschätzungen neben dem Teamgeist und den bisherigen Erfolgen auch die körperliche Stärke und Überlegenheit der Spieler in Betracht.

Strategie und Technik als Komponenten

Obwohl die körperliche Kraft und Fitness natürlich nicht außer Acht zu lassen sind, wäre es falsch zu behaupten, dass es im sportlichen Wettkampf nur auf die Körperlichkeit ankommt. Während die Konstitution als wichtige Basis dient, sind auch Strategie und Technik wichtige Aspekte beim Sport. Schließlich wäre sonst jeder Bodybuilder oder Marathonläufer besser im Wettkampf als ein Fußballer.

Eine gute Taktik wird oftmals im Team entwickelt, wodurch das Zusammenspiel mehrere Menschen gekonnt einstudiert werden muss. Gleichzeitig können Athleten im Einzelwettkampf eigene Strategien entwickeln. Wie reagieren sie auf Manöver ihrer Konkurrenten? Wie nutzen sie psychologische Komponenten, um sich einen Vorteil zu verschaffen? Die Antworten auf diese Fragen können entscheidend für Sieg oder Niederlage sein.

(c) GR Stocks auf Unsplash

Sport ohne Schwitzen: Zählt das?

Sieht man Strategie, Technik und Wettkampf als die wichtigsten Aspekte im Sport, so hat auch Denksport seine Legitimation verdient. Bei Spielen wie Schach kommt man nicht ins Schwitzen, trotzdem haben der DOSB und andere Experten das Brettspiel mittlerweile als Sport anerkannt. Das zeigt, dass die Auslegung von Sportarten deutlich breiter sein darf, als viele denken würden – zumindest laut den Experten.

Etwas anders sieht es beim eSport aus. Während eSport-Profis seit Jahren um die Anerkennung als offizielle Sportart kämpfen, sieht der DOSB beim eSport nicht die notwendigen Kriterien erfüllt. Unter anderem geht das auf die Tatsache zurück, dass das stundenlange Sitzen vor dem Bildschirm für die Gesundheit nicht gerade förderlich ist. Außerdem soll Sport laut dem DOSB eine gemeinnützige Komponente besitzen. Die großen Konzerne hinter den Wettkämpfen und die teilweise gewaltvollen Darstellungen in Shootern geben weiteren Anlass für das Nein. Spieler wehren sich gegen diese Argumente. Da beim eSport ein enormes Maß an Konzentration, Strategie und Fingerfertigkeiten gefragt sind, wünschen sie sich die Abgrenzung vom hobbymäßigen Daddeln. Obendrein werden wie auch in anderen Sportarten finanzielle Interessen verfolgt.

Motorisierter Sport: eine Grauzone?

Um die offizielle Anerkennung müssen Motorsportler nicht kämpfen. Obwohl sie sich nicht selbstständig fortbewegen, sondern dazu Motorräder, Autos und Co. einsetzen, werden sie trotzdem von offizieller Seite als Athleten betrachtet. Gleichzeitig sind die motorisierten Rennen noch kein Teil großer Veranstaltungen wie der Olympischen Spiele. Das könnte sich allerdings in Zukunft ändern.

Beim Motorradfahren sind physische Anstrengungen sehr wohl Teil eines Wettkampfs. Dies beginnt bereits beim Reifenwechsel während des Boxenstopps, bei dem die Mechaniker mit einem enormen Tempo arbeiten müssen. Aber auch die Fahrer selbst müssen Fitness und Ausdauer beweisen. Während sie sich in Kurven legen und große Geschwindigkeiten aushalten, kommen sie nicht selten ordentlich ins Schwitzen.

Zusätzlich zur körperlichen Belastung müssen sie eine gute Technik besitzen und strategisch vorgehen, um ihre Mitstreiter zu besiegen. Um ein Rennen zu gewinnen, reicht es schließlich nicht, einfach nur Gas zu geben. Genauso hilft es ihnen auch nicht, einfach nur das schnellste Gefährt zu besitzen, denn die Möglichkeiten für Tuning, die man aus Straßenrennen in Film und Fernsehen kennt, sind bei offiziellen Rennen natürlich eingeschränkt. Nur so können faire Bedingungen garantiert werden.

Haben sich motorisierte Wettkämpfe die Anerkennung zum Sport verdient? Absolut. Jeder, der schon einmal eine Reise auf dem Sattel eines Motorrads gemacht hat, kennt die körperlichen Anstrengungen, die damit einhergehen. Zwar sitzen die Sportler auf einem motorisierten Fahrzeug, dieses muss jedoch mit dem Einsatz des Körpers kontrolliert werden. Anders sieht dies bei eSports oder Denksportarten aus. Hier scheiden sich die Geister.