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Live to ride, ride to live: Harley Davidson ist ein Lebensgefühl

(c) Javier Aguilera from Pexels

Begeisterte Harley Fans wissen es natürlich: hier geht es nicht einfach um ein Motorrad, sondern um Emotionen, Zusammengehörigkeit und Sinnfindung, ganz nach den eigenen Regeln. Keine andere Marke verkörpert stärker das Gefühl von Freiheit, Rebellion und individuellem Lebensstill wie Harley Davidson. Und genau dies macht sie zum Kult, der Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm und seitdem Menschen aus allen demografischen Schichten und über alle Kontinente hinweg verbindet.

Klar, oftmals denkt man an harte Biker, Lederjacken, Tattoos, den berühmten, unverkennbaren Motoren-Sound und Treffen mit viel Bier und Rockmusik. Stimmt alles, denn die Marke Harley Davidson steht mit Mottos wie „Live to ride, ride to live“ (lebe, um zu fahren, fahre, um zu leben) oder „Screw it, let’s ride“ (sch*^ß drauf, lass uns fahren“) für eine ungebundene, freie, rebellische Lebensweise ohne Vorschriften und einem Hauch Sorglosigkeit, den man sich seit der Hippie-Ära verschrieben hat. Für Harley-Besitzer bedeutet ihr Motorrad unter der harten Schicht und dem wilden Image jedoch viel mehr: Zugehörigkeit zu einer „Familie“, soziale Verbundenheit, wie oftmals auch Philanthropie und die Unterstützung wohltätiger und gemeinnütziger Initiativen.

Ob die Gründer William S. Harley sowie die Brüder Walter und Arthur Davidson all dies zur Vision hatten, als sie 1903 in einer Garage in Milwaukee an einem Motorrad tüftelten, das noch über 130 Jahre später zu einer der meistverkauften der Welt gehört, Kultcharakter besitzt und sogar zahlreiche Kinofilme und TV-Serien inspirierte? 1906 gingen die ersten 50 Exemplare „vom Band“, damals im Handel unter dem Spitznamen „Silent Gray Fellow“ (leiser, grauer Kamerad) aufgrund der Lackierung und guten Schalldämpfung, wobei Harley heute ihren Ruf als relativ geräuscharmer Begleiter weitgehend verloren hat; eine Harley kauft man nicht zuletzt des grölenden Motors wegen. Seit dem ersten Einzylindermotor hat sich natürlich auch technologisch eine Menge getan. Seit 2021 wird beispielsweie in der auseigenen Tuning-Werkstatt Screamin‘ Eagle der neue Crate-Engine hergestellt, mit 2,2 Liter Hubraum, 194 Nm Drehmoment und 35 Kubikzoll ein echtes Powerhouse, das bis zu 130 PS liefert und mit einem Kostenpunkt von mehr als 10.300 Euro nicht unbedingt den nächsten gesetzlosen Biker, der auf den Highways Nordamerikas lebt, als Zielgruppe hat.

Typische Biker-Gangs kennt man aus TV-Serien wie „Sons of Anarchy“ oder „Mayans M.C.“, aber auch in Hollywood-Blockbustern wie „Easy Rider“ aus dem Jahr 1969, „Terminator 2: Judgement Day“ oder dem Musical-Film „Moulin Rouge“ bekam das Bike seine eigene Rolle. Das Image des typischen Harley-Riders ist dabei oft das eines harten Kerls, mit Tattoo, Bart und Leder-Outfit, der sich nach einem Poker Game in den Sattel schwingt und als Asphalt-Cowboy zum nächsten Abenteuer aufbricht.

In der Realität sind die Biker in erster Linie Liebhaber, die ihre Harley zum Kunstprojekt machen, nach Belieben tunen, mappen und lackieren, womit die Maschine Ausdruck ihrer Individualität und ein persönliches Kunstwerk wird. Kaum einer fährt seine Harley so, wie er sie gekauft hat – der Motor wird oft mit Hochleistungsluftfiltern aufgemotzt, spezielle Auspuffsysteme und Ansaugstutzen verbessern nicht nur die Leistung in Sachen Geschwindigkeit oder Beschleunigung, sondern machen den berühmten Sound noch beeindruckender. Mapping bezeichnet das Optimieren der Software in der Motorsteuerung, wodurch man sowohl den Benzinverbrauch wie auch Abgasverhalten verbessern kann – natürlich stets entsprechend der gesetzlichen Auflagen und TÜV-Richtlinien. Da diese Veränderungen stets von einer Harley-Tuning-Werkstatt oder einem entsprechenden Fachmann ausgeführt werden sollten, werden die Bikes oft neben einem Liebhaberstück zur kleinen Vermögensanlage.

Harley fahren ist jedoch auch Kultur und Lebensfreude. Kaum eine Auto- oder Motorradmarke ist derart bekannt für Clubs, Treffs, Festivals und mehr, wobei sich hier Menschen jeden Alters, jeder Demografie, Einkommensschicht sowie natürlich auch jeden Geschlechts zusammenfinden, denn das Bike ist nicht nur bei rauen Kerlen, sondern auch bei Frauen beliebt. Die meisten Harleys werden nach wie vor in den USA verkauft, doch Europa ist mit einem Marktanteil von 16,3 Prozent der zweitgrößte in Sachen Verkaufszahlen. Nach Angaben des Unternehmens ist der durchschnittliche Harley-Fahrer 45,6 Jahre alt, deutlich höher als das Alter aller Motorradbesitzer gesamt, das im Schnitt bei 38 Jahren liegt. Vom jungen Rebellen-Image kann also kaum die Rede sein, zumal der Kostenpunkt hierbei nicht vernachlässigt werden darf: das Basismodell der 2024 CVO Street Glide kostet fast 47.000 Euro, die neue 2024 Ultra Limited kommt immerhin mit einem Preispunkt von knapp 34.000 Euro für das Basismodell daher.

Was ebenfalls nicht zum – oftmals ganz falschen – Stereotypen des knallharten Harley-Riders passt: die Marke ist bekannt für seine philanthropischen Initiativen: Die Harley Davidson Foundation engagiert sich am Gründungsort in Milwaukee ebenso wie anderenorts mit Nachbarschaftsprogrammen, Nachhaltigkeitsprojekten, und betreibt die Hunger Task Force Farm, die örtliche Nahrungshilfe durch eigenen Anbau und Ernte bietet. Auch in Deutschland engagiert man sich unter  dem Dach von Harley-Davidson, beispielsweise mit gemeinsamen Biker-Touren für einen guten Zweck, wie im Rhein-Ruhr-Chapter der Harley-Owners-Group zur finanziellen Unterstützung eines Krankenhauses oder speziellen Blutspendeaktionen beispielsweise vergangenes Jahr in Fulda.  Harte Biker mit viel Herz – auch dafür stehen die Marke und ihre Fans stolz.